MEDIZINISCHE ZENTRALBIBLIOTHEK

Georg Oswald Cott

22.05.2014 -  

Der Braunschweiger Dichter Georg Oswald Cott erlebte als 14jähriger das Kriegsende und die deutsche Teilung. Für ihn hatte die Teilung "etwas Unnatürliches", weshalb er sich mit ihr und der Wiedervereinigung immer wieder in seinen Gedichten beschäftigte. Es gelingt ihm, mit Sprachfertigkeit, Wortwitz und Augenzwinkern ein Stück Geschichte, Positives wie Negatives,
zu bewahren.

 

"Die Teilung ist überwunden. Ich finde, dass es die Mauer in den Köpfen so nicht gibt."

Georg Oswald Cott


Seit den 1970er Jahren bereiste er die DDR im „kleinen Grenzverkehr“. So lernte er den Alltag auch auf der anderen Seite der Grenze kennen, der überraschend unspektakulär war; Cott nahm das unendliche Grau der Fassaden und den Braunkohle-Geruch wahr.
Besonders wichtig war ihm der Austausch mit ostdeutschen Schriftsteller-Kollegen, mit denen er sich regelmäßig in der DDR traf oder die ihn in Braunschweig besuchten.
Beeindruckt haben ihn die Bedrohungen durch die Grenze. In seinem Gedicht "Fahrt nach Wolfsburg" bezeichnet er Tretminen als "Feuerwerkskörper", die "heimlich unter dem Glücksklee... lauern auf den Mann dressiert". In "Bahnhof Friedrichstraße" schildert er die beklemmenden Gefühle beim Passieren der Grenzkontrollen, beim Anblick der Kalaschnikows.

Viele seiner Eindrücke veröffentlichte Cott 1996 unter dem Titel "Blindweg nach Klötze- westostelbische Gedichte von 1986 bis 1991". Einige der Gedichte erwarten Sie zur Ausstellung - auf Leinwand gedruckt.

 

Stadtansicht

Schwarzerde das tägliche Brot
weithin wellt Ackerland

Überlanddrähte morsen
die Elbe führt Niedrigwasser

jäh türmt die Schlafstadt
die Plattenmodule und

oderirdisch Fernheizungsrohre
verschlingen das Bild von früher

dennoch wiedererkannt den
Glockenturm von Sankt Mauritius

Georg Oswald Cott


Cott

 

Georg Oswald Cott, geboren 1931 in Salzgitter, lebt als Dichter in Braunschweig. Nach einer Handwerkslehre studierte er Ernährungswissenschaft und Germanistik, arbeitete als Berufsschullehrer - unter anderem für Hilfsprojekte in Afrika - lehrte an der Universität Hannover.

Er veröffentlichte Hörspiele, Erzählungen und vor allem Gedichte. Einige seiner Gedichte werden begleitet von Graphiken (Herbert Grützner, Peter Marggraf, Helga Schröder, Hans Ticha, Heinz Treiber, Tomi Ungerer, Eric van der Wal, Arno Waldschmidt, Raoul Wüstner) und als bibliophile Bücher veröffentlicht.

Bisher erschienen von ihm 22 Buchtitel. Jüngst:
Lessings Grab, Erzählung, Braunschweig (1998), Minks (2007)
Tagwerk, Gedichte, Lüneburg (1999)
Karrenspur, Gedichte, Bergen / Holland (2001)
Die Flugbahn der Elster, Gedichte, Hauzenberg (2006), Minks (2010)
Eine Hand freihalten, Gedichte, Hauzenberg (2010)

Gedichte von Cott wurden vertont und in verschiedene Sprachen übersetzt. Einladungen von Universitäten und Literaturinstituten zur Lese- und Vortragsreisen führten ihn in viele Länder Europas, nach Israel, Rußland und China.

Er erhielt Preise und Auszeichnungen, darunter:
Niedersächsiches Künstlerstipendium für Literatur 1984
Künstlerstipendium im Atelierhaus Worpswede 1991/92
Ehrengast der Villa Massimo in Rom 1997
Das neue Buch in Niedersachsen und Bremen 1998 (für den Gedichtband: Über zwölf Körperlängen, Pfaffenweiler, 1998)
Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens 2010

Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland

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